Kobolde

Die Worte sollten mir nur so aus der Feder fließen, schließlich bin ich inspiriert von meinem bevorstehenden Urlaub ins Land der Regenbögen und Goldtöpfe, aber irgendwie komme ich auf keinen grünen Zweig. Vielleicht liegt das daran, das ich nicht darauf vorbereitet war hier in Jena Kobolden zu begegnen. Aber da waren sie. Zwei Mittsechziger saßen im Bus hinter mir in einer Vierersitzgruppe und ließen sich genüsslich über Studenten aus.

„Nüscht machen se.“

Raunt der Hagere, dessen graues Haar ihm wirr vom Kopf absteht.

„Nüscht.“

Wiederholt der Andere.

„Drei Monate Ferien und wir bezahlen des. Und wer bezahlt uns? Ich kann mir keinen Urlaub leisten.“

Der rundlichere schüttelt wieder den Kopf.

„Keinen Urlaub.“

Angelegentlich schiebe ich den Rucksack zwischen meine Knie, in dem sich sowohl die Kopien befinden, die ich stundenlang in der Bibliothek gezogen habe, als auch zwei Plastikregencapes für meinen Urlaub in Irland.

„Sitzen in der Wagnergasse und trinken Kaffee und unser eins spart sich jedes Brötchen vom Mund ab.“

Wieder spiegelt sich der kahle Schädel des Dickeren in der Scheibe vor mir, als er nickt.

„Vom Mund absparen.“

Interessiert lege ich die Hände mit der Handinnenfläche nach oben in den Schoß, um aufzufangen, was auch immer mir hineinfällt, denn wenn man den älteren Herren so zuhört, dann muss es eine ganze Menge sein und ich möchte mir nichts davon durch die Lappen gehen lassen.

„Und Manieren haben die auch nich.“

Der Rundliche räuspert sich.

„Keine Manieren.“

Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mich umdrehen sollte, um sicher zu gehen, dass nicht doch ein verkleideter Hape Kerkeling hinter mir im Bus sitzt um mich auf die Schippe zu nehmen. Aber es ist nicht Hape. Es sind zwei alte, zanselige Kobolde, die vergessen haben, dass am Ende des Regenbogens mehr wartet, als ein Topf voll Gold.

 

Susi Semesterferien

~ von otzblog - Juli 25, 2008.

2 Antworten to “Kobolde”

  1. Die Kobolde, wenn es denn welche gibt, sind ertrunken.
    Anders kann es bei diesem Wetter nicht sein. Im Killarney Nationalpark kann man die Wasservoegel neben dem Bordstein im Rinnstein duempeln sehen und das ist hier in dieser entzueckenden Stadt schon was besonderes, denn Bordsteine sind eine Seltenheit. Heute stand die Wanderung zum Schloss auf dem Plan, aber die ist… Ueberraschung… ins Wasser gefallen. Meine Schuhe sind nass. Beide Paare. Der Schirm ist vom vielen Benutzen undicht und das dottergelbe Regencape hat einen zu grossen Halsausschnitt. Es regnet rein.
    Passenderweise wohne ich im Neptunes Inn. Falls demnaechst Neptun mal wieder out ist, gehts auf die Pirsch. Drueckt die Daumen 🙂

  2. ein bisschen wahrheit steckt auch in den worten dieser beiden kobolde. die menschheit (und auch die kobolde) nehmen sich aber dummerweise immer wieder die pauschalisierung zuhilfe.

    es gibt genug von der sorte, und es gibt genug andere. die meinen das nich böse. die ham nur lange keinen regenbogen, und noch länger keinen schatz mehr gesehen.

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