Besinnliches Beisammensein

Nach einem besinnlichen Vorweihnachtsspaziergang im schneeregnerischen Jenenser Umland, beschloss ich, dass es doch ganz schön wäre, mal mit meinem Lebensabschnittsbevollmächtigten baden zu gehen. Anders als bei Loriot darf bei mir die gelbe Badeente immer mit in die Wanne, ein bisschen gut duftendes Eukalyptuserkältungsbad dazu und dann warten, bis der Schaum sich auftürmt. Begeistert lade ich Oliver zu einem Bad ein.
„Och nö. Baden ist öde. Ich bade nur, wenn ich krank bin.“
Kurz überlege ich, ob ich seine Erkältung ins Feld führe, aber ich habe keine Lust mir die Laune verderben zu lassen und jetzt eine langwierige Diskussion vom Zaun zu brechen. Also auf Umwegen.
„Naja, du musst ja nicht mit in die Wanne, aber ich fände es schön, wenn du mir wenigstens Gesellschaft leisten würdest.“
Was sollte er in unserem sieben Quadratmeter großen Bad schon tun, als mit mir baden, wenn er mir Gesellschaft leisten will? Wahrscheinlich geht ihm das Gleiche durch den Kopf, denn er zögert. Dann aber zuckt er zustimmend die Achseln. Ich lasse mich in das warme, die Haut langsam rötende Badewasser sinken und seufze genüsslich, als Oliver plötzlich voll bekleidet und mit etwas rotem in der Hand ins Bad tritt. Er stellt das Gerät ab und verschwindet wieder, um wenige Sekunden später mit einer großen Platte Nussbaumholz und seiner Werkbank zurück zu kommen.
Will er in der Badewanne ein Floß bauen?
Aber Oliver dreht mir nur den Rücken zu, steckt das lange Kabel in die Steckdose und lächelt mich an.
Er will mich umbringen!
Doch er wirft das Werkzeug nicht in die Badewanne, sondern legt das große Stück Holz auf seine Werkbank und endlich erkenne ich auch, was er in der Hand hält. Schwungvoll setzt Oliver seine Stichsäge an und das laute Kreischen von Metall auf Holz erfüllt den wohlig duftenden Dunst im Badezimmer. Sprachlos starre ich seinen leicht gebeugten Rücken an. Da liege ich, einzig eingehüllt in kaum verhüllenden Badeschaum mit verführerisch geröteten Wangen in der Badewanne und er sägt?
Lächelnd dreht Oliver sich um und einen kurzen Moment lang schöpfe ich Hoffnung…
„Es ist doch okay, wenn ich die Oberfräse noch hole, oder?“
Resigniert sinke ich tiefer ins Wasser.
„Klar. Aber stell doch die Werkbank bitte so, dass mir nicht die ganzen Späne in die Wanne fallen, ja?“

~ von otzblog - Dezember 12, 2008.

4 Antworten to “Besinnliches Beisammensein”

  1. ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. und: olli wird mir immer symphatischer, grüß ihn von mir! ich muss mit ihm mal wieder kickern und bier trinken auf irgendeiner öden feier…

  2. Männer…
    Ja so sind wir, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
    Recht hat er.

  3. Ich muss meinen Vorrednern mal intensivst widersprechen. Wie doof ist das denn!
    Vorlesen, den anderen mit Wasser bespritzen, den Rücken waschen… das sind so Dinge die man da tun sollte. Aber ich weiß, ich bin auch komisch und verkitscht.

    • Endlich mal jemand, der auf meiner Seite ist. Bis jetzt habe ich nur Huldigungen für den Heimwerkerkönig und sein ach so männliches Verhalten als Reaktionen bekommen…

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